Chaquan - 查拳 - Die Faust von Cha

Chaquan ist einer der berühmtesten Stile des chinesischen Wushu. Er wird auch 叉拳 oder 插拳 geschrieben – beide bedeuten „Die Faust von Cha“. Diese Schreibweisen findet man z.B. in den Werken „Kurze Diskussion über nationale Spiele“ von Xu Zhen und „Notizen über 18 Wushu Spezialisten“ von Tang Hao und Ma Ximin.

 

Es wird auch die Meinung vertreten, dass der Stil „Zhaquan – 揸拳 – schaufelnde Faust“ heißt, aufgrund der universalen Technik des Stiles – Zha (schaufeln). Im Quanpu des Stiles steht passend dazu geschrieben:

„Als erstes – schaufeln, als zweites – ergreifen, als drittes – stechend ausgeben“.

 

Es kursieren zwei Legenden zur Entstehung des Stiles. Eine besagt, dass er während der Tang-Dynastie (bei manchen Versionen Ming- oder Qing-Dynastie) von Cha Mier weitergegeben wurde. Cha Mier stammte aus dem Hui Volk – den chinesischen Muslimen. Er kam aus dem Osten in die westlichen Länder und unterrichtete seinen Stil in der Shandong Provinz, westlich von Guanxian. Die nachfolgenden Generationen sollen den Stil nach seinem Namen benannt haben.

 

In der zweiten Legende wird behauptet, dass sich der Stil aus dem Shaolinpai entwickelte. Dies wird beispielsweise in der „Guoshu Geschichte“ von Xu Yusheng erwähnt. Im Buch „Chinesisches Chaquan“ erforscht der Autor Jin Ju die Herkunft des Stiles.

 

Er fand heraus, dass die Übergabe des Stiles von Cha Mier nicht den historischen Fakten entspricht. Er sagt, dass der Stil während der Qin-Dynastie, in den Jahren unter der Regierungsdevise Yongzheng im Land Wujin von Sha Liang aus Guanxin, in der Shandong Provinz entwickelt wurde. In diesem Gebiet wurde er höflich „Sha Mier“ genannt. „Mier“ ist beim Hui Volk ein Wort, dass (angeblich) aus dem Persischen verblieben ist, und „das Oberhaupt“ bedeutet.

 

Die Bildung des Stiles erfolgte hauptsächlich während der Qin-Dynastie und seine Verbreitung vorwiegend in der Shandong-Provinz. Nach dieser Zeit wurde der Stil von Spezialisten unterrichtet, wie Yang Hongxiu in Jinan, Huang Bingxing in Henan, und Zhen Sheng. Ma Jinbiao und Ma Yongsheng gingen nach Süden und führten den Stil in Shanghai, Nanking und Suzhou ein. In der heutigen Zeit ist er im ganzen Land publik.

 

Chaquan hat 3 Besonderheiten:

  1. Klarer Rhythmus, schnelle Bewegungen, stabile Ruhe

  2. Aktive Bewegungen sind kompakt, Fausttechniken sind klar

  3. Komplette Techniken sind kraftvoll, Arme sind geschickt und Augen sind schnell

 

Die folgenden 6 Modelle bezeichnen in Form von Vergleichen, worauf man beim Chaquan achten muss:

  • Handeln wie der Wind
  • Stehen wie ein Nagel
  • Aufstehen wie ein Affe
  • Landen wie ein Adler
  • Bewegen wie ein Tiger
  • Stehen wie ein hoher Berg


Schnelligkeit und Langsamkeit wechseln einander ab, Härte und Weichheit sind miteinander kombiniert, die Techniken sind klar, die Schritte schnell und das Anhalten geschieht plötzlich. Angriff und Verteidigung sowie Schritte nach vorne und zurück, werden nicht angedeutet. Man ist schnell, aber nicht verwirrt. Man ist langsam, aber nicht unaufmerksam. Eine Position ist eine entspannte Einheit. Die Manieren des Oberkörpers und die Schritte sind untrennbar. Die Körper Vorder- und Rückseite sind verbunden. Das Innere und das Äußere sind ein Ganzes. Zusammen haben sie „Sanjie“ („3 Glieder“), „Liuhe“ („6 Koordinationen“) und „Shiyao“ („10 Anforderungen“).


Zusammen heißen die Anforderungen „Das Geheimnis aus 10 Schriftzeichen“ und lauten:

  • Schrumpfen
  • Fälschung
  • Kleinheit
  • Schnelligkeit
  • Weichheit
  • Härte
  • Geschmeidigkeit
  • Zartheit
  • Geschicklichkeit
  • Rutschen

 

Die folgende Auflistung bezeichnet die jeweiligen Techniken:

 

Handtechniken Beintechniken
  • Chong (stürmen)
  • Lüe (über etwas gleiten)
  • Pi (hacken)
  • Gai (decken)
  • Tiao (schultern)
  • Lou (anhäufen)
  • Cha (einsetzen)
  • Kan (fällen)
  • Deng (auf etwas treten)

  • Tan (schleudern)
  • Ta (zertreten)
  • Chuai (gegen jemanden treten)
  • Chuan (durch etwas gehen)
  • Dian (flüchtig berühren)
Schritttechniken Oberkörpertechniken
  • Jin (eintreten)
  • Tui (sich rückwärts bewegen)
  • Rao (aufwickeln)
  • Cha (einsetzen)
  • Xing (sich fortbewegen)
  • Zhuan (rotieren)
  • Shan (blitzen)
  • Zhuan (sich drehen)
  • Zhe (falten)
  • Fan (umkippen)
  • Chong (stürmen)
  • Zhuang (stoßen)
  • Ji (sich drängen)
  • Kao (sich anlehnen)
Blicktechniken
  • Ding (abmarken)

  • Zhu (anmerken)
  • Sui (befolgen)
  • Wang (beobachten)
  • Ning (fest werden)

 

Für eine gute Ausführung von Chaquan sind ein richtiger Blick und geschickte Hände erforderlich. Die Augen müssen konzentriert und der Situation angepasst sein, die gerade vorherrscht. Die Techniken wechseln, deswegen sind die Augen in Bewegung zu halten. Es heißt:

„Willst du dich nach links bewegen – geh zuerst nach rechts,

bevor du nach vorne gehst – geh zuerst nach hinten“

 

Die Taolu von Chaquan haben oft Sprünge und Hüpfer, Aufsteh- und Absenkbewegungen sowie Richtungsänderungen.

 

Chaquan besteht aus insgesamt 10 Lu:

  1. Muzi (Die Mutter und der Sohn)
  2. Xingshou (Die ausführenden Hände)
  3. Feijiao (Die fliegenden Füße)
  4. Kaiping (Die Stadt Kaiping)
  5. Guandong (Das Nordostchina)
  6. Maifu (Der Hinterhalt)
  7. Meihua (Die Pflaumenblüte)
  8. Lianhuan (Aufeinander folgend)
  9. Longbaiwei (Der Drache schwenkt den Schwanz)
  10. Chuanquan (Die aneinanderreihende Faust)

 

Die 1. und 2. Bahn haben zusätzlich je eine Nebenform. Bei der Ausübung mit Waffen gibt es Chadao (die Säbel von Cha), Chaqiang (der Speer von Cha), Chagou (der Haken von Cha), Chajian (das Schwert) und verschiedene andere lange und kurze, einzelne und doppelte Waffen. Beim Hilfsgrundtraining gibt es Paoquan (die Kanonenfaust), Huaquan (die glatte Faust), Hongquan (die Flutfaust), Tuiquan (die Beinfaust) sowie 10 Bahnen von Tantui (das schleudernde Bein). Außerdem gibt es verschiedene Duilian Taolu. Die festgelegten Taolu von Changquan nahmen ein Teil des Inhaltes von Chaquan in sich auf. Es gehört auch zu den Lernmaterialien, die beim Sportunterricht in ganz China verwendet werden.