Changquan - 长拳 - Lange Faust
Ein Begriff mit mehreren Bedeutungen:
- Name für eine Quanshu Kategorie, bei der man die sogenannte „Lange Kraft - (Changjing)“ anwendet.
Dabei streckt man die Arme komplett aus und dreht zusätzlich die Schulter, um die Schlagdistanz noch zu erweitern. Meistens kämpft man bei derartigen Stilen auf langer Distanz. Ein Gegenteil zu Changquan ist Duanda. - Ein Begriff, der in der Vergangenheit für verschiedene Stile verwendet wurde.
Zwei Beispiele dafür sind Benxiang Changquan (Lange Faust des wahren Gesichtes) und Renjia Changquan (Lange Faust der Ren-Familie). Heute läßt sich fast nicht mehr genau sagen, wie die traditionellen „Langen Fäuste“ aussahen.
Viele Stile des 18. – 19. Jahrhunderts hatten keinen eigenen Namen und wurden, der Einfachheit halber, Changquan genannt, was schnell zu Verwirrung führte. Taijiquan z. B., hieß früher auch einmal „Lange Faust“.
Im klassischen Buch „Überlegungen über Taijiquan“ steht geschrieben: „Lange Faust ist wie ein breiter und immer fließender Yangzi Fluss mit Hochwasser“. - Modernes Changquan.
Dies ist eine der wichtigsten Komponenten des modernen Wushu. „Lange Faust“ ist ein grundlegend sportlicher, moderner Stil, der in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts auf Basis einer Reihe verschiedener klassischer Stile entwickelt wurde. Dazu gehörten Chaquan (Faust von Cha), Huaquan - 花 - (Blumenfaust), Huaquan - 华 - (Blumenfaust), Paoquan (Kanonenfaust), Hongquan (Rote Faust) und Shaolinquan (Shaolin Faust). Er unterscheidet sich von diesen mit relativer Einfachheit und struktureller Klarheit, deswegen wird er heute in den sportlichen Schulen als Vorbereitung zu den anderen Wushu Stilen trainiert, beispielsweise zu allen Stilen aus der Shaolinquan Gruppe.
„Lange Faust“ beinhaltet keine philosophischen Aspekte des Wushu oder komplizierte Arten des psychophysischen Trainings. Seine Aufgabe ist einfacher - die wichtigsten Sehnen, Muskeln und Bänder vorbereiten, die Bewegungskultur entwickeln sowie die Grundtechniken der Atmung und Konzentration erlernen. Mit anderen Worten ist „Lange Faust“ heutzutage das Fundament von hunderten von Stilen des Wushu.
Nach der Gründung der Volksrepublik China und der Durchführung von großen Reformen wurde Changquan neu geboren. Im Jahr 1953 wurden erste nationale Wushu Wettkämpfe durchgeführt. Die Regierung wollte aus dem traditionellen Wushu eine Sportart machen.
Zur Entwicklung des sportlichen Wushu für die Massentauglichkeit brauchte man eine allgemeine Lernbasis, systematisch wissenschaftlichen Unterricht und eine Kombination von traditionellen und modernen Methoden. Aus diesem Grund eröffnete das staatliche Sportkomitee ein Amt, das sich mit der Erforschung und Einordnung von Wushu auseinandersetzte.
Nach grandioser Arbeit wurden neue Stile auf traditioneller Basis entwickelt, z. B. vereinfachtes Taijiquan oder neue Schwert-, Stock- und Speerformen. Unter diesen nahm Changquan einen zentralen Platz ein. Er entwickelte sich auf Basis der bereits zu Beginn erwähnten Stile, unter anderem Shaolinquan, Chaquan, Paochui und Hongquan.
Aus einigen Stilen wurden Arm- und Beinbewegungen mit großer Amplitude übernommen. Von anderen Grundübungen zur Vorbereitung und Aufwärmung und von dritten Schläge, Kombinationen und Formen. Alle wichtigen Prinzipien rührten aus Shaolinquan her. Diese waren u. a. das Kombinieren von Härte und Weiche, Konzentration und Kraftauswurf sowie langsamen und schnelleren Bewegungen.
Dem Stil Liuhequan wurde das Sechs-Koordinationen-Prinzip entnommen. Es birgt das Kombinieren der vier Himmelsrichtungen zuzüglich oben und unten, was zum Tragen kommt bei Schritten und Schlägen, Arm- und Augenbewegungen, Schritten in Kombination mit dem Oberkörper sowie bei der Weisheit und Kraft im Training.
Modernes Changquan ist eine der wichtigsten Kategorien im sportlichen Wushu. Was heutzutage oft als Wushu bezeichnet wird, ist eigentlich Changquan. Es beinhaltet standardisierte Taolu der ersten und zweiten Gruppe (dazu gehören auch Formen mit dem Säbel, dem Schwert, dem Speer und dem Stock) und bei den Wettkämpfen am häufigsten verwendete „freie Taolu“. Zu Changquan gehören auch zu Lernzwecken entwickelte Taolu der Anfangsstufe (Chuji Changquan) mit den oben gennanten vier Waffenarten und Faust Taolu. Jugendfaust (Qingnianquan) und Kinderfaust (Shaonianquan) zählen ebenfalls dazu.
Changquan besteht aus lockeren Positionen, geschickten Bewegungen, ist kräftig und schnell, sein Rhythmus klar. Es fasst Bewegungen in sich zusammen, wie Laufen, Springen, Hüpfen, Manöver in alle Richtungen, Heben und Senken sowie Umdrehen und Rollen.
Bei diesem Stil benötigt man eine sehr gute Kondition, da die Belastung auf den Körper sehr hoch ist. Die Struktur der Formen ist sehr komplex. Changquan ist damit auf die Steigerung der funktionalen Fähigkeiten des Körpers ausgerichtet.
Die Grundtechniken stellen folgende Anforderungen:
- Geschickte Hände
- Klarer Blick
- Beweglicher Oberkörper
- Stabile Schritte
- Volles Jing (Essenz, Samen) im Körper; eine Kategorie aus Qigong
- Gesunkenes Qi (Energie) konzentriert in Dantian (Unterbauch)
- Durchdringende Kraft im ganzen Körper
- Saubere Kunst (ohne Fehler)
- Den Gesetzen folgende vier Schläge (nach Standard ausgeführte vier Techniken: Schläge, Tritte, Hebel, Würfe)
- Verständnis der Technik (ihre Kampfanwendung) mithilfe der Bewegungsform
Summa Summarum macht dies den Stil Changquan in der heutigen Zeit zu einem der populärsten der Welt.